• Hintergrund: Mafiasysteme in Italien – DIE COSA NOSTRA (Sizilien)

    Cosa Nostra (zu deutsch: „unsere Sache“) ist der Name der Mafiaorganisation in Sizilien. Dort wird sie seit langer Zeit auch „Societá Onorata“ („Ehrenwerte Gesellschaft“) genannt. Dieser Beiname rührt daher, dass die Cosa Nostra sehr strenge Ehrenregeln hatte. Wie das Verbot, sich gegen Frauen und Kinder zu richten, war zum Beispiel auch der Ehebruch, die Zuhälterei und der Drogenhandel lange Zeit durch sizilianische Familien untersagt.

    Heutzutage wird der Großteil dieser Prinzipien deutlich vernachlässigt, vor allem, um sich so der Konkurrenz anderer Mafiaclans (der Russenmafia, der albanischen Mafia etc.) zu stellen, die weniger auf diese Prinzipien achten. Aber bis zum heutigen Tag verweigert sich die Cosa Nostra dem Geschäft mit Entführungen gegen Lösegeld. Von zahlreichen Spezialisten wird sie trotzdem als die einflussreichste kriminelle Organisation in Europa beurteilt. Sie ist außerdem auch in den USA und in Lateinamerika vertreten.

    Zahlen

    Die Cosa Nostra zählt ca. 1.700 Familien, davon gute 100 in der Provinz von Palermo, in Größe und Einfluss ganz unterschiedlich. Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der zugehörigen Einzelpersonen (Chefs, Soldaten, Eingeweihte, dem Clan gegenüber Loyale etc.) bei mehr als 50.000 Individuen im Gesamtgebiet von Sizilien liegt.

    Organisation

    Jede Familie der Cosa Nostra ist pyramidal organisiert. Diese hierarchische Struktur weist eine Spitze und ein Epizentrum mit Basis in Palermo auf. Hier befindet sich der Sitz des Leitungsorgans, das „Kuppel“ oder „Kommission“ genannt wird. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass die mafiöse Architektur entwicklungsfähig ist, abhängig von wirtschaftlichen und finanziellen Gelegenheiten sowie dem Ausmaß an Repression. Ein Chef der Kuppel wie beispielsweise Totò Riina verfolgte diktatorische, zentralistische und terroristische Konzepte für die Organisation, während sein Nachfolger Bernardo Provenzano eher diskrete, einvernehmliche und dezentrale, also quasifeudale Organisationsformen bevorzugte.

    Während seiner Initiation hat der neue Mafioso einen Eid abzulegen. Der folgende Ehrencode wird ihm verordnet:

    1. Nicht die Frau anderer Ehrenmänner begehren.
    2. Nicht stehlen, sich nicht der Zuhälterei widmen.
    3. Keine anderen Ehrenmänner töten, es sei denn auf Order der Kuppel.
    4. Niemals in der Öffentlichkeit von der Cosa Nostra reden.
    5. Sich niemals als Ehrenmann zu erkennen geben, es sei denn vor anderen Ehrenmännern.
    6. Die „Omertà“ (das „Gesetz der Stille“) respektieren. Der Bruch der Omertà wird mit dem Tode bestraft.

    Der erste Beweis nach der Initiation ist oftmals ein Mord auf Weisung der Kuppel als Zeichen der Unterwerfung und des Gehorsams. Unternehmer, Funktionäre, Angehörige liberaler Berufe und Geistliche sind als Opfer eines Mordanschlags allerdings ausgeschlossen.

    Tätigkeitsbereiche

    In Sizilien ist die Cosa Nostra in folgenden Geschäftsfeldern aktiv:

    1. Drogenhandel
    2. Unlautere Einmischung bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge
    3. Erpressung von Schutzgeldern bei Händlern und Unternehmen
    4. Wucher
    5. Betrügereien beim Wein-, Fisch-, Zitrusfrucht- und Ölhandel, beispielsweise durch europäische Agrarsubventionen
    6. Handel mit Bankkarten

    Übersicht Mafiasysteme in Italien

    Text © 2009 Prokino. Foto by Charly W. Karl licensed under CC BY-ND 2.0
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