Der Name Italien klingt heute selbstverständlich, doch seine Wurzeln reichen weit zurück in die Antike. Die Bezeichnung entwickelte sich über viele Jahrhunderte und ist eng mit der Geschichte Süditaliens, insbesondere Kalabriens, verknüpft. Forscher:innen gehen davon aus, dass der Ursprung des Namens im alten Wort „Viteliu“ liegt – ein Begriff, der zunächst ein kleines Gebiet am südlichsten Zipfel der Halbinsel bezeichnete.
Von Viteliu zu Italia
„Viteliu“ stammt vermutlich aus der Sprache der Osker oder aus frühen italischen Dialekten und bedeutet so viel wie „Land der Kälber“ (abgeleitet vom indoeuropäischen vitulus, „Kalb“). Viehzucht spielte in dieser Region schon in vorgeschichtlicher Zeit eine wichtige Rolle.
Zunächst meinte „Viteliu“ nur ein eng umrissenes Gebiet im heutigen Kalabrien, nahe der Meerenge von Messina. Mit der Zeit übernahmen die Griechen, die in Süditalien zahlreiche Kolonien gründeten, die Bezeichnung und wandelten sie zu „Italía“ um. So kam der Begriff in die antike Geographie.

Ausdehnung des Begriffs
Ursprünglich bezog sich Italia also nur auf die südlichste Spitze der Halbinsel. Doch schon im 5. Jahrhundert v. Chr. wurde der Name von griechischen Autoren wie Herodot für ein größeres Gebiet verwendet. Während der Expansion Roms griff man schließlich auf diesen Begriff zurück, um die gesamte Apenninhalbinsel zu bezeichnen.
Besonders nach den Samnitenkriegen und in der Zeit der römischen Republik wurde „Italia“ zu einem politisch wichtigen Begriff: Es war nicht nur eine geographische Bezeichnung, sondern stand für das Kernland des Römischen Reiches.
Kalabrien als Wiege des Namens
Dass gerade Kalabrien – das „Ende“ des italienischen Stiefels – die Wiege des Namens ist, überrascht nicht: Die Region war früh ein Schnittpunkt verschiedener Kulturen. Griechen, Osker, Italiker und später Römer trafen hier aufeinander. Auch die geographische Lage zwischen Tyrrhenischem und Ionischem Meer machte die Region zu einem symbolischen „Tor“ zur Halbinsel.
Noch heute wird Kalabrien deshalb oft als Geburtsstätte des Namens Italien bezeichnet.
Vom Kalb zum Nationalstaat
Über die Jahrhunderte verlor sich die ursprüngliche Bedeutung „Land der Kälber“ fast völlig. Aus Viteliu wurde Italia, und aus einer regionalen Bezeichnung wurde der Name für eines der wichtigsten Länder Europas. Als im 19. Jahrhundert die Bewegung des Risorgimento die italienische Einheit erkämpfte, war „Italia“ längst ein stolzer Begriff mit politischer und kultureller Strahlkraft – weit entfernt von seiner ländlichen, agrarischen Herkunft.
Der Name Italien hat also eine erstaunlich bodenständige Herkunft. Was einst in Kalabrien als „Land der Kälber“ begann, wurde durch Griechen, Römer und die Jahrhunderte hindurch zu einem Synonym für Kultur, Geschichte und Identität. Heute steht Italia weltweit für Kunst, Lebensfreude und Dolce Vita – ein klingender Name mit einer erstaunlich einfachen Wurzel.