Im Gardasee schlummern Relikte vergangener Epochen – vor allem eine venezianische Galeere und Kriegsschiffe aus der Zeit der Liga von Cambrai. Archäolog:innen und Denkmalschützer:innen arbeiten aktuell daran, diese Unterwasserzeugen zu bewahren und ihre Geschichten ans Licht zu bringen.

Galera del Proveditor di Armata mit Flaggen, 18. Jahrhundert. Bleistift, Feder und Aquarell. Museo Civico Correr, Venedig.
(Foto gemeinfrei)
Ursprung und Versenkung
Im Mai 1509 befand sich die Republik Venedig in einer schwierigen Lage: Die Ligue di Cambrai, ein Bündnis gegen Venedig, übte militärischen Druck aus. In Lazise stationiert, standen venezianische Schiffe wie eine Galeere und zwei schnellere Fuste vor der Wahl, weiterkämpfen oder Opfer zu werden. Der venezianische Senat entschied, dass keines dieser Kriegsschiffe in fremde Hände fallen dürfe. Daher wurden sie in Brand gesteckt und versenkt – sehr nahe am Hafen von Lazise. Dabei war insbesondere die Galeere betroffen, die später auf dem Seegrund überdauern sollte.
Ausgrabung und technischer Zustand
Das Wrack liegt in etwa 24 bis 27 Metern Tiefe, rund 500 Meter vom Hafen Lazise entfernt. Die Länge des Rumpfes beträgt ca. 30 Meter, die Breite etwa 3,5 Meter. Sein guter Zustand überrascht viele: Die kalten und schlammigen Bedingungen im See reduzieren die Zersetzung durch Mikroorganismen und Sauerstoff; deswegen ist das Holz noch weitgehend erhalten.
Neueste Entwicklungen in der Forschung & Schutzmaßnahmen
Ein neues archäologisches Programm wurde gestartet, um das Wrack noch besser zu dokumentieren und zu schützen. Dazu gehören die eingehende Untersuchung seines Erhaltungszustands. Außerdem sind Arbeiten geplant, um nicht nur zu kartografieren und fotografisch festzuhalten, sondern auch Teile des Wracks zu reinigen und zu konservieren.
Langfristig wird sogar eine teilweise Freilegung diskutiert – nicht unbedingt eine vollständige Bergung, aber Schritte zur Bewahrung des Relikts für Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Bedeutung
Diese versunkene Galeere gilt als einer der seltenen Fälle, in denen ein Kriegsschiff aus der Renaissancezeit in Süßwasser so gut erhalten ist. Sie liefert einzigartige Einblicke in den Schiffsbau der Zeit, das Kriegsgeschehen auf dem Gardasee und die maritime Strategie Venedigs, die auch in Binnengewässern wirkte. Außerdem zeigt sie, wie historische Entscheidungen – wie das bewusste Versenken einer eigenen Flotte – Spuren hinterlassen, die bis heute faszinieren. Obwohl die Versenkung der Galeere historisch kein kriegsentscheidendes Ereignis war, gilt das Wrack heute als besonders wertvoll: Es liefert Einblicke in die Schiffbautechnik des 16. Jahrhunderts, die Kriegsstrategien der Republik Venedig und die Geschichte des Gardasees als Konfliktzone und Handelsgebiet. Die Kombination aus historischer Recherche und moderner Unterwasserarchäologie macht dieses Projekt einmalig.