Foto: Zuzanna Wrobel

Wo einst Züge durch die Landschaft ratterten, hört man heute das gleichmäßige Surren von Fahrradreifen: Italien verwandelt immer mehr stillgelegte Bahnstrecken in malerische Radwege. Dabei entstehen traumhafte Routen durch Naturparks, entlang der Küste oder über sanfte Hügel – perfekt für Radreisende, die das Land in seinem eigenen Rhythmus erleben wollen.

Alte Gleise, neue Perspektiven

In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele regionale Zugverbindungen eingestellt – sei es aus wirtschaftlichen Gründen oder aufgrund veralteter Infrastruktur. Doch statt diese Trassen verfallen zu lassen, nutzen Gemeinden, Umweltinitiativen und Tourismusverbände das Potenzial dieser Strecken neu. Entstanden sind sogenannte Greenways (vie verdi), autofreie Wege mit meist moderatem Gefälle – ideal für Familien, E-Biker und Genussradler.

Highlights auf zwei Rädern

„La dolce pedalata“ – Radfahren unter italienischer Sonne zwischen Meeresrauschen und Mittelgebirgsromantik.
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1. Ciclovia della Valle dell’Itria (Apulien)
Durch das Herz der Trulli-Region führt dieser Radweg, der Teile der früheren Bahnstrecke Martina Franca–Ceglie Messapica nutzt. Sanfte Hügel, knorrige Olivenbäume und weiße Dörfer wie Locorotondo machen die Tour zum Bilderbucherlebnis.

2. Via Verde dei Trabocchi (Abruzzen)
Einer der bekanntesten neuen Radwege verläuft über 40 Kilometer entlang der Adriaküste auf einem alten Bahntrassenverlauf. Spektakulär: die hölzernen Fischerplattformen, die wie Kunstwerke aus dem Meer ragen. Der Weg verläuft fast durchgehend mit Meerblick – besonders schön bei Sonnenuntergang.

3. Ciclabile Spoleto–Norcia (Umbrien)
Diese Strecke gilt als echtes Juwel: Die ehemalige Gebirgsbahn verband einst Spoleto mit Norcia. Heute schlängelt sich der Radweg über Viadukte, durch Tunnel und vorbei an Schluchten – ein wenig Abenteuer ist also inklusive.

4. Treviso–Ostiglia (Venetien)
Auf 70 Kilometern geht es hier quer durch die Poebene, vorbei an Feldern, kleinen Ortschaften und historischen Bahnhofsgebäuden. Der Weg ist bestens ausgebaut, teilweise sogar asphaltiert, und punktet mit viel Schatten im Sommer.

5. San Lorenzo al Mare – Ospedaletti (Ligurien)
Die sogenannte „Pista Ciclabile del Ponente Ligure“ gehört zu den beliebtesten Radwegen Norditaliens. Auf rund 24 Kilometern verläuft sie entlang der Blumenriviera – inklusive alter Tunnel, Panoramablicke aufs Meer und charmante Küstenorte wie Sanremo.

Mit dem Fahrrad durchs Paradies: Auf alten Bahntrassen erlebt man Italien abseits des Trubels – entschleunigt und voller Genuss.
Foto: Pamela Hallam

Nachhaltiger Tourismus auf alten Spuren

Diese neuen Radwege sind mehr als bloße Freizeitangebote: Sie fördern sanften Tourismus, verbinden Orte abseits klassischer Reiserouten und bringen neues Leben in ländliche Regionen. Viele der umgestalteten Strecken wurden mit Rastplätzen, Trinkwasserstationen und Infotafeln aufgewertet. Auch alte Bahnhöfe wurden teils liebevoll saniert und dienen nun als Cafés, Fahrradverleih oder kleine Museen.

Darüber hinaus sind einige dieser Radtrassen in größere Projekte eingebettet, wie die geplante „Ciclovia della Magna Grecia“, die sich entlang der süditalienischen Küste ziehen soll – von Apulien bis Kalabrien. Auch die „Ciclovia Tirrenica“, die Italien von Norden nach Süden entlang der Tyrrhenischen Küste durchquert, integriert ehemalige Bahnstrecken.

Italien neu entdecken

Wer Italien entschleunigt und nachhaltig erleben möchte, ist auf diesen Routen goldrichtig. Statt Bahnhofshalle gibt’s Picknick unter Pinien, statt ICE-Stress eine Cappuccino-Pause mit Meerblick. Italiens neue Radwege machen nicht nur nostalgisch, sondern richtig Lust auf Bewegung – und das mit Aussicht.


Weitere Infos & Routentipps:

Karte von Italiens Traumrouten auf alten Bahnstrecken

Karte von Italiens Traumrouten auf ehemaligen Bahnstrecken