Wer durch das malerische Viertel rund um die Piazza Farnese in Rom schlendert, ahnt kaum, dass sich hinter den Mauern des Palazzo Spada eine der faszinierendsten optischen Illusionen der Barockzeit verbirgt. Zwischen barocken Säulen, feinem Stuck und den leisen Schritten der Besucher entfaltet sich in der Galleria Spada ein Spiel aus Perspektive, Licht und Täuschung – geschaffen von einem Genie seiner Zeit: Francesco Borromini.
Ein Palazzo voller Überraschungen
Der Palazzo Spada wurde im 16. Jahrhundert für Kardinal Girolamo Capodiferro erbaut und später von der einflussreichen Familie Spada übernommen, die ihn zu einem der schönsten römischen Adelspaläste machte. Heute beherbergt er eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Roms – Werke von Tizian, Rubens, Guido Reni und Caravaggio-Schülern schmücken die Räume. Die Gemälde erzählen vom Glanz und Anspruch einer Epoche, in der Kunst, Wissenschaft und Macht untrennbar verbunden waren.
Doch die wahre Attraktion liegt nicht in den Sälen, sondern im Innenhof. Dort, zwischen Marmor und Moos, erwartet Besucher das Werk, das Borromini unsterblich machte: die berühmte Prospettiva Borromini – eine perspektivische Täuschung, die bis heute selbst Architekten staunen lässt.
Borrominis magische Perspektive
Auf den ersten Blick scheint die Galerie im Hof rund 30 Meter lang zu sein. Eine lichtdurchflutete Säulenhalle, die sich in die Tiefe zu verlieren scheint – ein idealer Ort, um spazieren zu gehen, könnte man meinen. Doch wer sich ihr nähert, erkennt: Der Weg ist in Wahrheit kaum neun Meter lang.
Borromini nutzte ein raffiniertes Zusammenspiel aus schrägen Böden, abnehmender Säulenhöhe und einem ansteigenden Gewölbe, um das Auge zu täuschen. In der Tiefe platzierte er eine kleine Statue, die in der Ferne menschengroß wirkt, tatsächlich aber kaum 60 Zentimeter misst. So entstand eine Illusion, die nicht nur Mathematik und Architektur, sondern auch Poesie vereint – ein Sinnbild des Barock, in dem nichts so ist, wie es scheint.
Zwischen Kunst und Illusion
Wer die Galleria Spada besucht, spürt schnell, dass Borrominis Werk mehr ist als ein architektonischer Trick. Es ist ein Spiel mit Wahrnehmung und Wahrheit – und vielleicht auch eine leise Kritik an einer Gesellschaft, die von Schein und Macht geprägt war. Zwischen den Gemälden in den prunkvollen Räumen und der kleinen, sich endlos dehnenden Galerie im Hof entsteht ein spannendes Spannungsfeld: Kunst, die das Sichtbare feiert – und Architektur, die das Auge hinterfragt.
Ein Besuch in der Galleria Spada ist deshalb nicht nur eine Reise in die Kunstgeschichte, sondern auch eine Einladung, selbst genau hinzuschauen.

Galleria Spada (Rom)
Adresse | Piazza Capo di Ferro 13, 00186 Roma |
Öffnungszeiten | Montag, Mittwoch bis Sonntag, 8:30–19:30 Uhr (letzter Einlass 19:00 Uhr) Dienstag geschlossen |
Eintritt | 6 € (ermäßigt 2 €) Erster Sonntag im Monat: Eintritt frei |
Besonderheit | Die Prospettiva Borromini kann nur im Rahmen des Museumsbesuchs besichtigt werden. |
Anreise | 5 Gehminuten von der Piazza Farnese oder Campo de’ Fiori |
Weitere Informationen | Offizielle Website der Galleria Spada |
Titelbild: Livioandronico2013 licensed under CC BY-SA 4.0